
„Der erste Porno, den ich sah, war ein Gangbang mit acht Menschen im Rentenalter,“ sagt die ehemalige Pornhub-Mitarbeiterin Noelle Perdue. In der neuen Netflix-Doku Money Shot: The Pornhub Story erzählt Perdue die Geschichte, wie sie mit elf Jahren das erste Mal die Website Pornhub aufruft. Die Auswahl ist riesig. Also klickt sie wahllos auf eines der Videos. „Das machte deutlich“, sagt sie heute, „wie extrem es im Internet zugehen kann.“
So ein Renter*innen-Video ist nichts gegen die Abgründe der Online-Porno-Welt. Und um die geht es in Money Shot: The Pornhub Story. Die Doku erzählt, wie Pornhub zur wichtigsten Sex-Website der Welt wurde und die Industrie von Grund auf revolutionierte. Sie behandelt aber auch die Skandale und Kontroversen um Pornhub.
Denn auf der einen Seite ermöglicht Pornhub Sexarbeiter*innen überall auf der Welt Karrieren. Auf der anderen Seite werden unzählige Menschen durch Pornhub zu Opfern von Missbrauch, sagen die Kritiker*innen.
Ab Mittwoch, den 15. März, läuft Money Shot auf Netflix. Hier sind alle wichtigen Infos zur Doku.

Was ist Pornhub?
Pornhub hat maßgeblich geprägt, wie sich die Industrie im digitalen Zeitalter entwickelt hat. Die Marke steht heute fast symbolisch für die Branche: Das schwarz-orange Logo kommt den meisten Menschen zuerst ins Gedächtnis, wenn sie an Pornos denken.
Pornhub gehört zum „Pornhub Network“, einem riesigen Bündel von Erotik-Websites. Dahinter steht das kanadische Unternehmen Mindgeek. Ursprünglich haben sich drei Studenten der Concordia Universität in Montreal Pornhub ausgedacht. 2010 hat der deutsche Unternehmer Fabian Thylmann die Website gekauft – und daraus ein Imperium aufgebaut.
Das Revolutionäre an dem Konzept: Auch die Nutzer*innen selbst können Videos hochladen. Seit Pornhub entscheiden nicht mehr nur die großen Studios, was auf den Markt kommt. Billig produzierte Clips, gefilmt von Amateur*innen in Schlafzimmern und mit wackeligen Handkameras, machen ihnen ihre Monopolstellung streitig.
Welche Vorwürfe gibt es gegen Pornhub?
Im Jahr 2020 veröffentlichte die New York Times einen Artikel. Der Journalist Nicholas Kristof lässt darin Frauen zu Wort kommen, von denen Nacktvideos auf Pornhub gelandet sind, als sie noch minderjährig waren.
Das Nacktvideo einer der jungen Frau wurde gegen ihren Willen auf Pornhub hochgeladen, als sie 15 Jahre alt war. Jahrelang versuchte sie, das Video von der Plattform zu bekommen – ohne Erfolg.

„Je mehr ich herausfand, desto größer wurde mein Entsetzen,“ sagt der Journalist Kristof in Money Shot: „Da waren einfach zu viele Fälle von Kindern, deren schrecklichste Momente sich auf Pornhub wiederfanden.“
Menschenhandel, Kinderpornografie, sexuelle Ausbeutung: Der Artikel löste große Proteste von aktivistischen Gruppen aus. Manche wollten schnell jegliche Formen von Pornografie verbieten.
Die Pornodarstellerin Asa Akira erklärt, warum auch das problematisch ist. „Sie wollen nicht sehen, dass Sexarbeit und sexuelle Ausbeutung verschiedene Dinge sind,“ sagt Akira in Money Shot. Plötzlich war die Lebensgrundlage von Sexarbeiter*innen wie ihr bedroht.
Was passiert in Money Shot: The Pornhub Story?
In Money Shot: The Pornhub Story kommen Journalist*innen, Pornhub-Mitarbeiter*innen und Porno-Darsteller*innen zu Wort. Unter anderen: Wolf Hudson, Siri Dahl, Natassia Dreams, Cherie DeVille und Asa Akira.

Regisseurin Suzanne Hillinger hat vor Money Shot die Doku Totally Under Control gemacht, in der es darum geht, welche katastrophalen Fehler die Trump-Regierung während der Corona-Pandemie begangen hat.
Was ist eigentlich ein Money Shot?
„Money Shot“ ist ein Begriff aus der Porno-Branche. In Pornos gibt es oft nur eine Art, den Zuschauer*innen zu zeigen, dass wirklich ein sexueller Akt stattfindet: die Ejakulation. Für den Money Shot muss sie gut sichtbar, in der Regel in Nahaufnahme gezeigt werden: als eine Art Grand Finale.
Auch die herkömmliche Filmindustrie hat das Wort übernommen und seine Bedeutung verändert. Im Hollywood-Kino ist ein Money Shot eine Filmeinstellung, die besonders spektakulär aussieht und im Gedächtnis bleibt. Ein typisches Beispiel ist die Szene in Matrix, in der Neo in Zeitlupe den Kugeln ausweicht.