Trevor Noah macht wieder Stand-Up-Comedy

Für Fans von Trevor Noah begann der Herbst mit einer traurigen Nachricht: Der Moderator der Daily Show hört nach sieben Jahren auf. Aber nicht, um eine Pause einzulegen. Seinem Publikum sagt er, dass er sich wieder auf Stand-up-Comedy konzentrieren will. „Als ich wieder draußen unterwegs war, wurde mir klar, dass ich diesen Teil meines Lebens weiter erforschen möchte.“ Puh, Glück gehabt.

Kaum sieben Wochen später ist auch schon das neueste Special von Trevor Noah auf Netflix angelaufen. In I Wish You Would gibt Noah wieder sein Talent für sämtliche Akzente und Dialekte zum Besten. Die US-Präsidenten nachmachen kann er wie kein anderer, Tabus sind ihm fremd. Aber seine Witze gehen immer auf Kosten der Mächtigen – und noch häufiger auf seine eigenen –  und sind manchmal ein bisschen zu wahr. „Als Comedian musst du derjenige sein, der die Wahrheit sagt“, zitiert ihn die Zeit ein Jahr vor dem Start seiner Daily Show Karriere.

Damals tritt er im Berliner Quatsch Comedy Club auf, sein erster Auftritt überhaupt in Deutschland. Das Land beziehungsweise die Sprache ist ihm nicht ganz fremd: Sein Vater ist Schweizer, seine Mutter Südafrikanerin. Geboren wurde Trevor Noah Mitte der 80er-Jahre in einer Township-Siedlung in Johannesburg, mitten in die Zeit der Apartheid. Die Beziehung seiner Eltern war illegal, Trevor Noah erzählt später bei seinen Auftritten – humorvoll, aber ohne Ironie –, dass er schon als Verbrechen geboren wurde.

Aus seiner Geschichte und seinen Erfahrungen mit Armut und Rassismus zieht er Material für seine Shows. Und obwohl Südafrika 2008 nicht der klassische Markt für Stand-up-Comedy ist, füllt er in kurzer Zeit ganze Säle und wird über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Heute lebt er in den USA und ist einer der bekanntesten Comedians und Talkshow Hosts weltweit.

Darum geht’s in I Wish You Would

Bis vor Kurzem nahm Trevor Noah an, dass sein Vater ihn nicht liebt. Dann reiste er zum ersten Mal in die Schweiz, die Heimat seines Vaters, und lernte: Nein, mein Dad ist einfach nur Schweizer. Die sind alle so.

Mit dieser Anekdote beginnt Trevor Noahs neues Comedy-Special I Wish You Would. Er erzählt, warum er in Köln das Wort „Schadenfreude“ gelernt hat, weshalb jeder Mensch an eine gute Verschwörungstheorie glauben sollte und von einem Besuch in einem indischen Restaurant in Edinburgh. Nach dieser Anekdote möchte man Trevor Noah ein weiteres deutsches Wort beibringen: Fremdschämen.

Das ist das wichtigste Trevor-Noah-Zitat aus aus I Wish You Would

 „Wir sollten netter zueinander sein, solange wir noch leben, und dann ablästern, wenn die Leute schon tot sind.“

Über Tote sagt man nichts Schlechtes? Blödsinn, findet Trevor Noah. Und erklärt erst mal, was er an den Reaktionen auf den Tod von Queen Elizabeth II besonders witzig findet.

Hier ist Trevor Noah auf Netflix zu sehen:

  • Afraid of the Dark: Trevor Noah über seine Spezialgebiete US-Präsidenten, Migration und das Erbe des Kolonialismus. Und Popkultur: „James Bond ist oft im Vereinigten Königreich und in Europa unterwegs – dort haben die meisten Schurken ihren Wohnsitz. Vermutlich aus steuerlichen Gründen.“
  • Son of Patricia: In diesem Special philosophiert der Comedian über Tacos, ausgebüxte Schlangen, Camping und die Weisheit seiner Mutter. Kritiker*innen schätzen Noahs besonderen Charme: Er weiß genau, wann er einen bissigen Witz als Nebenbemerkung einschieben kann.

Das wissen nur echte Fans:

In seiner Autobiografie Born a Crime schreibt Trevor Noah, wie er mit 16 sein erstes Business startete: als DJ. Um das Publikum zum Tanzen zu bewegen, heuerte er außerdem eine Dance Crew an. Sein Startänzer: Ein guter Freund, der sich mit einer Geschmeidigkeit bewegen konnte, als würden die Regeln der Physik nicht gelten. Der Name des Tänzers: Hitler.

Wer die historische Person war, nach der sein Freund Hitler benannt war, das wusste Trevor Noah damals nicht. Was kein Problem darstellte – bis zu einem Auftritt in einer jüdischen Schule. Noah als DJ, seine Crew und natürlich Startänzer Hitler.

Bei ihrem Auftritt in der Schule versuchte Noah, die Menge wie üblich anzufeuern: „Give it up and make some noise for HIIIITTTTLLLEEEEERRRR!!! Go Hi-tler! Go Hit-ler! Go Hit-ler!“ Der ganze Raum stand still. Niemand tanzte. Die Aufsichtspersonen, die Eltern und hunderte Kinder in ihren Kippahs starrten entsetzt auf die Bühne. Eine Szene, die durch ein Missverständnis nur schlimmer wurde: Noah nahm an, das Publikum sei beleidigt, weil eine Tanzbewegung von Hitler zu sexy war. Und fing an, mit dem Publikum zu diskutieren. Der Auftritt war nicht das Ende von Noahs Karriere als DJ, bereitete ihn aber sicher gut auf viele peinliche Momente vor, von denen er in seinem neuen Special erzählt.

Netflixwoche Redaktion

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.