Thai Cave Rescue: Die wahre Geschichte der Rettung aus der Tham-Luang-Höhle

23. Juli 2018, Thailand, Provinz Chiang Rai: Während des Trainings ist der Fußballplatz noch trocken, doch die Regenzeit kann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die zwölf Jungen der lokalen Junioren-Mannschaft, alle  zwischen 11 und 16 Jahren alt, und ihr Trainer schnappen sich ihre Rucksäcke, steigen auf ihre Fahrräder und machen sich auf in Richtung des Bergmassivs Doi Nang Non. Dort befindet sich die Tham Luang Höhle – eine riesige Tropfsteinhöhle mit einem verschachtelten Gangsystem, die für die Jungs nie langweilig wird. Wenn die Regenzeit kommt, wird die Höhle geflutet und nicht mehr begehbar sein. Also wollen sie noch ein letztes Mal hinein. Es ist Nachmittag, als sie die Höhle betreten. Erst 17 Tage später werden sie wieder das Tageslicht sehen.

Die Geschichte der Jungen aus der Tham Luang Höhle ist ein Wunder, das die ganze Welt in Atem gehalten hat. Auf Netflix ist nun die sechsteilige Miniserie Thai Cave Rescue erschienen, die auf der spektakulären Rettungsaktion basiert.

Insgesamt waren bei der Rettungsaktion mehr als 7.000 Personen aus über zehn Ländern beteiligt: Militärs, Marine-Taucher, Höhlenspezialisten. Anwohner*innen schlugen Zelte auf, kochten vor der Höhle für die Rettungsteams. Geistliche beteten für die Kinder und deren Familien. Bauer*innen opferten all ihre Erträge, weil ihre Reisfelder durch das abgepumpte Wasser zerstört wurden. Journalist*innen aus der ganzen Welt begleiteten die Ereignisse.

Aber von vorne.

Wie konnte es zu dem Unglück kommen?

Die Tham-Luang-Nang-Non-Höhle („Königliche Höhle der liegenden Frau“) ist die viertlängste Karsthöhle Thailands. Auf einer Länge von über 10.000 Metern erstreckt sich das System aus engen Gängen, Räumen, Stalaktiten und Stalagmiten.

Während der Monsunzeit ist die Höhle gesperrt, das weiß die lokale Bevölkerung. Es steht aber auch auf Schildern vor dem Eingang der Höhle. Nur: Als die Gruppe die Höhle betrat, war es Juni. Die Regenzeit beginnt im Juli. Und im Jahr zuvor hatte der Monsun einen ganzen Monat später eingesetzt.

Dass es bereits in dieser Nacht zu so heftigen Regenfällen kommen würde, damit hatte niemand der 13 Opfer gerechnet. Für die Jungen, von denen einige nicht schwimmen konnten, war der Weg zum Ausgang innerhalb kurzer Zeit unpassierbar und sie mussten vor Wassermassen immer weiter ins Höhleninnere fliehen.

Warum dauerte es so lange, bis sie gerettet werden konnten?

Die Rettungsaktion beginnt am Mittag des 24. Juni, als thailändische Rettungshelfer an der Höhle eintreffen. Sie bahnen sich den Weg ins Gangsystem. Anwohner*innen beginnen, das Wasser aus der Höhle zu pumpen. Weil der Wasserpegel aber immer weiter steigt, benötigen sie Hilfe von erfahrenen Tauchern.

Doch auch das Unterwasser-Sprengkommando der Marine findet keinen der Jungen, das trübe Wasser erschwert für sie die Sicht beim Tauchen, außerdem ist die Strömung sehr stark. Mit der Zeit treffen immer mehr erfahrene Höhlentaucher aus der ganzen Welt ein, aus England, Laos, den USA, Australien und China.

Doch zunächst müssen Basislager eingerichtet werden, Seile werden in den Tauchgängen befestigt. Unter Wasser kann man sich nur schleichend langsam fortbewegen. Der Weg durch den Berg dauert Stunden und ist nur unter Lebensgefahr zu schaffen.

Und dann werden die Jungen gefunden. Alle sind am Leben. Draußen vor der Höhle macht sich Freude unter den Familien breit. Doch die Retter*innen wissen: Das ist noch nicht das Ziel.

Der schwierigste Teil kommt noch

Einen Plan, wie die 13 Personen lebend aus der Höhle geborgen werden können, hat man zum Zeitpunkt der Entdeckung noch nicht. Doch es gibt eine Idee: Man will medizinische Ausrüstung, Decken und Essen in den Schacht transportieren, und die Jungen und ihren Trainer dort noch über Monate verharren lassen – bis zum Ende der Regenzeit, wenn der Wasserpegel wieder sinkt.

Ein Sauerstofftest jedoch macht diesen Plan unmöglich: Statt der normalen 21 Prozent enthält die Höhlenluft nur noch 15 Prozent Sauerstoff. Nicht genug, um Monate zu Überleben.

Auch die Idee, einen Schacht von oben in die Höhle zu bohren, wird schnell wieder verworfen. Zu instabil sei der Stein, die Gefahr des Einsturzes riesig. Auch mit den tauchunerfahrenen Jungen gemeinsam die 2,5 Kilometer zum Ausgang zu tauchen, erweist sich als zu riskant. Sie könnten Panik bekommen, sich verletzen, letztendlich ertrinken. Und ihre Retter mit in den Tod reißen.

Am Ende versuchen sie Unglaubliches

Die rettende Idee hat schließlich der australische Narkosearzt und Profitaucher Dr. Richard Harris: Er schlägt vor, die Jungen während der Bergung zu betäuben. Und so werden die Jungen mit Xanax und Ketamin ruhig gestellt.

Mit Tauchanzug, Atemmaske und Druckluftflasche legt man sie in spezielle Gurte, die Arme und Beine zusammengebunden, sodass sie von den Rettern gezogen werden können. Es besteht das Risiko, dass die Narkose während des vierstündigen Tauchgangs nachlässt, die Kinder im Wasser aufwachen und Panik bekommen. Unter den Rettern herrscht enorme Anspannung.

Doch tatsächlich geht alles gut. Danach werden die Jungen mit Hubschraubern ins Krankenhaus geflogen.

Wie konnten die zwölf Jungen und ihr Trainer überleben?

Die Kinder sind zwar erschöpft und abgemagert, als sie gefunden werden – doch keiner von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Getrunken haben sie das Wasser, das von der Höhlendecke tropfte.

Aber wie haben sie es geschafft, nicht panisch zu werden? Tatsächlich war ihr Coach nicht nur Fußballtrainer, sondern auch ehemaliger Mönch. Er brachte den Jungen bei, wie man meditiert. Und wenig Energie verbraucht. Später erzählen die Jungen auch, dass sie sich in der Höhle viel über Fußball unterhalten haben. Vielleicht hat sie das Gespräch über ihr gemeinsames Hobby vom Verrücktwerden bewahrt.

Netflixwoche Redaktion

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