So funktionieren die Oscars

Wenige Auszeichnungen entfalten eine ähnlich mächtige Wirkung wie der Oscar. Wer den Oscar gewinnt, ist im Film-Olymp angekommen. Doch obwohl jeder das goldene Männchen kennt, ist der Vergabeprozess für die Meisten ein großes Rätsel. Gut, vielleicht hat man schon mal etwas von der „Academy" gehört. Aber was macht die eigentlich genau?

Im Dezember gibt die Academy die Shortliste für den Auslands-Oscar bekannt. Die Filme, die es in die engere Auswahl geschafft haben, aber noch nicht nominiert sind. Ein Zwischenstand also und ein wichtiger Schritt in einem komplexen Prozess, den die wenigsten durchblicken. Ein guter Zeitpunkt also, um der Frage auf den Grund zu gehen: Wie kommt ein Film eigentlich an seinen Oscar?

Was braucht der beste Film?

Erstmal müssen die Formalitäten stimmen. Für die Oscar-Nominierung in den klassischen Kategorien muss ein Film daher bestimmte Kriterien erfüllen. Hier kommen prinzipiell alle Spielfilme in Frage, die:

  • zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember eines Jahres im Los-Angeles-County mindestens sieben Tage in einem öffentlichen Kino zu sehen waren,
  • mindestens 40 Minuten lang sind (mit Ausnahme in der Kurzfilm-Kategorie)
  • und als 35- oder 70-mm-Kopie oder als 24 bzw. 48 fps Digitalkinoformat
  • und eine Mindestauflösung von 1280 × 720 Pixeln haben.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, kommen die Akademiemitglieder ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Gruppe aus ca. 10.000 Filmschaffenden. Wer genau zu den Auserkorenen zählt, hält die Akademie übrigens geheim. Allerdings können sie sich selbst als solche zu erkennen geben, wenn sie das möchten.

In der Vorauswahl wählen die Akademiemitglieder ihre zehn Favoriten in der Kategorie „Bester Film”. Außerdem schlägt jedes Mitglied fünf Filme oder Personen seines Fachgebiets zur Nominierung vor. Das bedeutet, dass Regisseur*innen andere Regisseur*innen auswählen und Schauspieler*innen andere Schauspieler*innen.

Die Vorschläge mit den meisten Stimmen werden dann zu Nominierten erklärt. Letztes Jahr wurde Jane Campion für ihre Arbeit in The Power of the Dog als beste Regisseurin ausgezeichnet, Jessica Chastain als beste Schauspielerin für ihre Rolle in The Eyes of Tammy Faye und Will Smith als bester Schauspieler für seine Rolle in King Richard.

Ein Paar Rekorde: Wer hat die meisten Oscars gewonnen?

Mit 14 Nominierungen und 11 gewonnenen Oscars im Jahr 1997 ist Titanic immer noch der erfolgreichste Film der Oscar-Geschichte. Bei den Personen mit den meisten Auszeichnungen steht unangefochten Filmproduzent Walt Disney an der Spitze. Mit stolzen 59 Nominierungen und 26 Auszeichnungen.

Aber die Ehre der längsten Standing-Ovation während einer Oscar-Zeremonie wurde einem Anderen zuteil: Charlie Chaplin. Während der 44. Verleihung wurde er mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Nachdem er 20 Jahre lang wegen des Vorwurfs angeblicher kommunistischer Verwicklungen nicht in die USA hatte einreisen dürfen, zeigte das amerikanische Publikum ihm seine Wertschätzung mit einem Applaus, der zwölf Minuten lang nicht verebbte.

Charlie Chaplin (rechts) erhält 1972 den Lifetime Achievement Award von Jack Lemmon.

Warum gibt es die Oscars überhaupt?

Die Auszeichnung wurde ins Leben gerufen, um herausragende Leistungen in allen Bereichen der Filmproduktion zu fördern. Aber auch, weil sich im Jahr 1929 etwas anbahnte, was die großen Studios, allen voran MGM-Chef Louis B. Mayer, verhindern wollten: die gewerkschaftliche Organisation der Filmschaffenden. (Quelle: The Washington Post)

Mit der Gründung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) kam man möglichen Plänen zuvor, denn die Mitgliedschaft versprach bessere Arbeitsbedingungen. Um die Exklusivität der neuen Academy zu untermauern, wurde eine Preisverleihung ins Leben gerufen. Ihren Namen erhielten die Oscars angeblich von der Bibliothekarin und spätere Direktorin Margaret Herrick, die fand, dass die goldene Statuette ihrem Onkel Oscar ähnelte.

Und der beste fremdsprachige Film?

Muss zunächst einmal im richtigen Zeitraum entstanden sein. Grundvoraussetzung, um sich für den sogenannten Auslands-Oscar zu qualifizieren, ist, dass die Uraufführung des Filmes zwischen dem 1. Oktober zwei Jahre vor der Preisverleihung bis zum 30. September des Jahres vor der Preisverleihung in seinem jeweiligen Land stattgefunden hat.

Jedes Land schlägt der Akademie genau einen Film vor. Die Auswahl des Films wird meist von den jeweiligen nationalen Filminstitutionen organisiert. In Deutschland ruft die German Films Service + Marketing GmbH verschiedene Berufsverbände und Institutionen dazu auf, eine neunköpfige Jury zu besetzen, die den Oscar-Beitrag aus den Einsendungen deutscher Produzenten auswählt. Für die Oscarverleihung 2023 sitzen unter anderem Filmproduzentin Corinna Mehner, Filmkritikerin Dunja Bialas und Schauspielerin Maria Furtwängler in der Jury.

Wird ein Film von der Jury ausgewählt, ist aber nur die erste Hürde genommen. Der auserkorene Film wird an die Academy übersendet. Die stellt eine Shortliste aus allen Einsendungen vor, die 15 Titel umfasst. Aus diesen 15 werden letztendlich die fünf Nominierten gewählt. Dieses Jahr wurde die Netflix-Produktion Im Westen nichts Neues von der Jury als offizieller Oscar-Kandidat eingereicht.

Netflixwoche Redaktion

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