„Der wahre Duft haftet immer an einem“: Die Parfumeurin Marie Urban Le Febvre über Der Parfumeur

Eine Kommissarin ohne Geruchssinn trifft auf einen mörderischen Parfumeur. Er kann ihr helfen, riechen zu lernen. Und das muss sie auch: Als sie erfährt, dass sie schwanger ist, gerät sie in Panik, ihr eigenes Kind nicht riechen zu können. Der Parfumeur ist ein düsteres Crime-Drama, bei dem man gleichermaßen froh und enttäuscht ist, nicht durch den Fernseher riechen zu können.

Die Parfumeurin Marie Urban Le Febvre hat das Filmteam von Der Parfumeur beraten. Im Interview mit Netflixwoche erzählt sie,  ob es einen Duft der Liebe gibt, ob wir unserer Nase trauen können, und warum es so furchtbar ist, nicht zu riechen.

Netflixwoche: In dem Film Der Parfumeur geht es um das Riechen – trotzdem riecht man vor dem Fernseher natürlich nichts. Warum war es trotzdem wichtig für den Film, jemanden wie Dich mit an Bord zu haben? 

Marie Urban Le Febvre: Genau das war die Herausforderung bei dem Film: Etwas Unsichtbares wie der Geruch musste sichtbar gemacht werden. Mein Laboratorium ist in Berlin. Hier habe ich der Crew gezeigt, mit welchen Materialien Parfumeure arbeiten, welche Flaschen sie benutzen. Es ging dabei vor allem um die visuelle Identität der Arbeit eines Parfumeurs heutzutage. Anders als im Film extrahieren wir die Gerüche aber nicht selbst. Wir mischen sie nur.

Auch am Skript hast Du mitgearbeitet. Inwiefern?

Es gab im Skript viel Fantastisches und viel Reales. Dinge, die so passieren könnten – oder nicht. Ich habe aus Expertinnensicht erklärt, wie realistisch diese oder jene Szene wäre. Ich habe das Ergebnis allerdings noch nicht gesehen und bin gespannt, wie viel Verrücktheit es in den Film geschafft hat.

Ist es zum Beispiel möglich, ein Parfum aus menschlichem Geruch zu machen?

Zum Glück nicht.

Eine Kommissarin ohne Geruchssinn trifft auf einen mörderischen Parfumeur. Er kann ihr helfen, riechen zu lernen. Und das muss sie auch: Als sie erfährt, dass sie schwanger ist, gerät sie in Panik, ihr eigenes Kind nicht riechen zu können. Der Parfumeur ist ein düsteres Crime-Drama, bei dem man gleichermaßen froh und enttäuscht ist, nicht durch den Fernseher riechen zu können.

Die Parfumeurin Marie Urban Le Febvre hat das Filmteam von Der Parfumeur beraten. Im Interview mit Netflixwoche erzählt sie,  ob es einen Duft der Liebe gibt, ob wir unserer Nase trauen können, und warum es so furchtbar ist, nicht zu riechen.

Netflixwoche: In dem Film Der Parfumeur geht es um das Riechen – trotzdem riecht man vor dem Fernseher natürlich nichts. Warum war es trotzdem wichtig für den Film, jemanden wie Dich mit an Bord zu haben? 

Marie Urban Le Febvre: Genau das war die Herausforderung bei dem Film: Etwas Unsichtbares wie der Geruch musste sichtbar gemacht werden. Mein Laboratorium ist in Berlin. Hier habe ich der Crew gezeigt, mit welchen Materialien Parfumeure arbeiten, welche Flaschen sie benutzen. Es ging dabei vor allem um die visuelle Identität der Arbeit eines Parfumeurs heutzutage. Anders als im Film extrahieren wir die Gerüche aber nicht selbst. Wir mischen sie nur.

Auch am Skript hast Du mitgearbeitet. Inwiefern?

Es gab im Skript viel Fantastisches und viel Reales. Dinge, die so passieren könnten – oder nicht. Ich habe aus Expertinnensicht erklärt, wie realistisch diese oder jene Szene wäre. Ich habe das Ergebnis allerdings noch nicht gesehen und bin gespannt, wie viel Verrücktheit es in den Film geschafft hat.

Ist es zum Beispiel möglich, ein Parfum aus menschlichem Geruch zu machen?

Zum Glück nicht.

Im Film wird der Parfumeur Dorian als Kind gezeigt, der einen außergewöhnlichen schlechten Eigengeruch hat. Wie wirkt sich der Geruch tatsächlich auf die Attraktivität aus?

Ein Parfum ist wie ein Modeaccessoire, mit dem man eine Menge anstellen kann. Wer einen One Night Stand sucht, kann dieses Verlangen mit einem verführerischen Duft unterstreichen. Aber am Morgen, wenn das Make-Up verschmiert ist und das echte Leben weitergeht, dann kehrt auch der eigene Geruch zurück. Es gibt fast in jeder Sprache diesen Ausdruck: Jemanden nicht riechen können. Und das hat mit unseren Instinkten zu tun. Denn für eine langfristige Beziehung funktioniert der erste Eindruck in Bezug auf den Geruch nicht. Denn jeder hat seine ganz eigene Note. Und man kann die Nase für einen kurzen Moment austricksen und den Geruch mit Parfum überdecken. Aber der wahre Duft haftet immer an einem.

Ganz zu Beginn des Filmes fällt der Satz: Ein Parfüm der Liebe, das ist unmöglich. Ist es das wirklich? 

Ja. Und das ist auch das Fantastische am Geruchssinn: Jeder ist einzigartig. Für mich würde ein Parfüm der Liebe ganz anders riechen als für jemand anderen. Das ist magisch. Es gibt keinen universellen Geruch, der Liebe bedeutet. Denn Liebe ist etwas ganz persönliches. Je nachdem, was man im Leben sucht.

Können wir dennoch unseren Nasen trauen, um Personen einzuschätzen?

Das sollten wir. Ich jedenfalls kann ausschließlich meiner Nase trauen. Aber das ist ja auch meine Expertise. Meine Nase ist natürlich ein bisschen sensibler entwickelt als andere. Deshalb vertraue ich auf sie. Und wenn ich in einer Situation mal nicht auf sie vertraut habe, dann denke ich mir meist danach: Hätte ich doch mal.

Ist es im Alltag nicht auch mal nervig, so eine feine Nase zu haben? Du lebst in Berlin, mit all den vollen U-Bahnen, den vielen Menschen, dem Stadtgeruch. 

Das gehört eben dazu. Man arbeitet ja auch nicht nur mit Inhaltsstoffen, die ausschließlich gut riechen. Und im Alltag lernt man ein bisschen, den feinen Geruchssinn zu desensibilisieren. Das ist das Gleiche mit den Augen oder den Ohren – bei Reizüberflutung blenden wir viele Reize aus. Zuerst dachte ich, es wäre ein Handicap, einfach alles zu riechen. Und das Gefühl zu haben, die Nase sei immer wach. Aber ich habe gelernt, auch im Alltag damit umzugehen. Allerdings bringt dir das niemand bei. Die meisten Leute merken sogar erst, dass sie eine Nase haben, und dass sie zu etwas gut ist, wenn sie dann mal nichts mehr riechen.

Hattest du mal für eine Zeit keinen Geruchssinn? 

Einmal hatte ich das, als ich gerade in Berlin angekommen war. Für einen Tag war ich total verängstigt, weil ich fürchtete, ihn für immer verloren zu haben.

In Der Parfumeur hat die Kommissarin Sunny, gespielt von Emilia Schüle, keinen Geruchssinn. Eine unsichtbare Wand trenne sie von allem, sagt sie im Film. Wie wirkt sich das wirklich auf das tägliche Leben aus?

Vor allem, in dem man die geliebten Menschen nicht mehr riecht, den eigenen Partner, das Kind. Aber man kann auch nichts mehr schmecken. Und das schränkt den Alltag wirklich ein. Da ist zwar noch das Salzige, das Pikante, das Bittere, das Saure oder das Süße. Aber um den Unterschied zwischen einem Apfel und einer Birne zu schmecken, dafür reicht das nicht. Der Zuckeranteil kann gleich sein, die Textur der Früchte ist auch ähnlich. Man kann das testen, wenn man sich eine Schwimmklammer an die Nase steckt und etwas isst. Der Geschmack verschwindet.

In einer der ersten Szenen des Film nimmt die junge Polizistin eine Anhalterin mit und bietet ihr eine Aprikose an. Bevor die Frau rein beißt, riecht sie daran und sagt: So wie die hier riecht, so müsste jeder Tag im Leben sein. Was wäre dieser Geruch für dich?

Es wäre jeden Tag ein anderer, sonst würde mir schnell langweilig werden. Vielleicht suche ich aber auch noch und habe diesen Duft bisher noch nicht gefunden. Aber bis dahin bin ich glücklich damit, dass jeder Tag ein neues Duftabenteuer ist.

Netflixwoche Redaktion

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