„Es ist unser Zuhause“: Natalia Dyer und Charlie Heaton im Gespräch über Stranger Things 4

Es gibt Stars, die das Blitzlichtgewitter auf dem Roten Teppich brauchen wie Blumen das Sonnenlicht. Natalia Dyer und Charlie Heaton sind das Gegenteil. Von Star-Allüren ist bei den beiden nichts zu spüren. Im Gespräch sind sie höflich, fast etwas schüchtern. Sie denken erst sorgfältig nach, bevor sie antworten. Obwohl die beiden mit ihren Rollen als Nancy Wheeler und Jonathan Byers in Stranger Things schon als Jugendliche weltberühmt geworden sind, sind sie sehr private Menschen. Sogar dass die beiden nicht nur ein Paar spielen, sondern auch im echten Leben eines sind, wusste lange niemand außer ihrem engsten Umfeld.

Netflixwoche hat Natalia und Charlie auf der Deutschlandpremiere von Stranger Things 4 in Berlin getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, worauf sich Fans von Nancy und Jonathan freuen können.

Netflixwoche: Was war bei den Dreharbeiten für diese Staffel neu für Euch?

Natalia: Nun ja, ich hatte eine Perücke.

Beide lachen. Das werden sie während des Gesprächs häufig tun. Man merkt den beiden sofort an, dass sie sich nun schon seit Jahren gut kennen und beieinander wohl fühlen.

Charlie: Jonathan und seine Familie sind aus Hawkins weggezogen, nach Kalifornien. Die ganze Familie Byers kämpft damit, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Das bereitet ihnen viel mehr Schwierigkeiten, als sie sich erhofft hatten. Wir haben diese Szenen an einem neuen Schauplatz gedreht, in Albuquerque in New Mexico. Das fühlte sich für mich ganz anders an als in den vorherigen Staffeln.

Natalia: Das Ende der dritten Staffel ließ uns alle sehr verstreut zurück. Und es gibt in jeder Staffel neue Figuren, mit denen wir zuvor noch nicht gearbeitet hatten. Die Teambesetzung hat sich sehr verändert.

Charlie: Ja. Jonathan hat einen neuen Freund. Möglicherweise den ersten echten Freund, den er je hatte.

Wie war die Zusammenarbeit in dieser neuen Konstellation für Dich?

Charlie: Mit Eduardo Franco zu arbeiten war großartig. Eduardo spielt Argyle, den neuen besten Freund von Jonathan. Er hat so viel von sich selbst, aber auch so viel Energie in seine Rolle eingebracht. Wir haben sehr viel miteinander improvisiert. Nicht alles davon hat es am Ende in die Serie geschafft, das ist nie der Fall. Aber sich gegenseitig zu inspirieren, das war fantastisch. Wir haben so viel Zeit damit verschwendet, herumzualbern. So viel Freiheit bei einer so großen Produktion zu haben ist toll. Eduardo hat etwas mitgebracht, von dem ich glaube, dass die Fans es wirklich lieben werden. Er ist ein sehr lustiger Typ.

Gibt es etwas, das ihr als Schauspieler*innen nach vier Staffeln ganz anders macht als in den Staffeln zuvor?

Natalia: Am Anfang einer Serie versucht man, erst mal herauszufinden, wer die eigene Figur ist. Nach so vielen Staffeln habe ich ein Gefühl von ownership, von Eigentümerschaft. Es ist unser Zuhause, hier kann ich spielen. Ich fühle mich wohl, ich kann mich ausprobieren.

Und bei Dir, Charlie?

Charlie: Für mich gibt es in dieser Staffel ein bisschen mehr Comedy. Ich habe mich gefragt: Kann ich ich die Crew zum Lachen bringen? Ich dachte, wenn mir das gelingt, dann mache ich einen guten Job. Jonathan und Nancy sind normalerweise viel bodenständiger, es geht um ernste Themen. Diesmal gibt es für Jonathan etwas mehr Humor, zumindest am Anfang.

Für Euch beide ist es das erste Mal, dass Ihr die meiste Zeit der Staffel nicht als Duo unterwegs seid.

Charlie: Ja, das stimmt.

Was haben Eure Figuren Eurer Meinung nach aus der Trennung gelernt?

Charlie: Oh, das ist eine gute Frage. Was hast du gelernt, Natalia?

Natalia: Ich glaube, am Anfang macht Nancy einfach ihr Nancy-Ding und konzentriert sich auf ihre Schulzeitung. Sie steckt ihre ganze Energie in eine Sache. Als alles anfängt, stößt sie wieder zu den anderen, mit denen sie dieselben traumatischen Erlebnisse geteilt hat.

Charlie: Sie liebt es, Traumata zu teilen.

Natalia: Ja.

Beide lachen. Mit dem Stichwort „geteiltes Trauma“ spielen sie auf ein berühmtes Zitat in der zweiten Staffel an: Als Nancy und Jonathan den Ex-Investigativreporter Murray besuchen, glaubt der ihnen nicht, dass sie nicht zusammen sind. Wie Murray sagt: „Ihr seid jung, attraktiv, es knistert zwischen euch, gemeinsame Erlebnisse und dann noch der echte Knaller: geteiltes Trauma.“

Das Finale der dritten Staffel greift das Zitat noch einmal auf, als sich Nancy und Jonathan verabschieden und versichern, dass ihre Liebe die Fernbeziehung überstehen wird. Jonathan: „Wie ein weiser Mann einst sagte: Wir haben ein gemeinsames Trauma.“ Und Nancy antwortet: „Und was macht da schon eines mehr, richtig?“

Natalia: Sorry, die Frage ist schwer zu beantworten, ohne zu viel zu verraten.

Charlie: Jonathan hat wohl vor allem gelernt, dass er sich immer noch sehr schwer damit tut, anderen zu vertrauen.

Wenn Ihr Nancy und Jonathan einen Rat geben könnten, welcher wäre das?

Natalia: Kommunikation ist der Schlüssel. Offene und ehrliche Kommunikation ist das Fundament einer gesunden Beziehung, vor allem einer Fernbeziehung.

Nach rund sechs Jahren Stranger Things – überrascht euch der Einfluss der Serie noch immer?

Natalia: Auf jeden Fall. Besonders in dieser Staffel. Die letzte ist schon so lange her. Wir waren von den Fans abgeschnitten. Unsere Pressetouren in Madrid und jetzt in Berlin waren für mich das erste Mal seit langem, dass ich wieder mit so vielen Menschen zusammen war, die von der Show begeistert sind. Das war sehr aufregend. Wenn wir drehen, sind wir ganz in unserer eigenen, kleinen Blase. Das tut der Serie sicher gut. Aber es ist schön, daran erinnert zu werden, wie viel diese Serie den Menschen bedeutet.

Netflixwoche Redaktion

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