„Man konnte meine Kenergie fühlen“– Ryan Gosling im Gespräch zu The Gray Man

Im aktuellen Actionfilm der Russo-Brüder, The Gray Man, spielt Ryan Gosling den wortkargen Auftragskiller Sierra Six, den Bösewicht und Schnauzbartträger Lloyd Hanson (gespielt von Chris Evans) um die ganze Welt jagt.

Zur Deutschlandpremiere des Action-Spektakels hat er Netflixwoche erzählt, warum er nach vier Jahren Schauspiel-Pause nun wieder vor der Kamera steht, wie ein Obstteller dem Louvre die Show stahl und welchen Geheimtrick er von einem echten Ex-Agenten gelernt hat.

Zwischen deinem letzten Film, Aufbruch zum Mond, und The Gray Man liegen vier Jahre. Was hast du in der langen Pause gemacht?

Nun, ich habe Kinder. Also habe ich Zeit mit meinen Kindern verbracht. Aber irgendwann ist mir aufgefallen: Moment mal, ich habe Kinder! Ich muss zurück zur Arbeit, sonst kann ich ihnen kein Müsli mehr kaufen. Aber im Ernst, ich wollte schon immer bei einem Actionfilm dabei sein. Natürlich gibt es eine Menge Actionfilme und eine Menge Actionfiguren, weswegen es eine Weile gedauert hat, bis ich die richtige Rolle für mich gefunden hatte. Bei The Gray Man wusste ich, dass es der richtige Film war. Auch die Tatsache, dass die Russo-Brüder dabei sind, hat mich letztendlich überzeugt, die Rolle anzunehmen.

Nach welchen Kriterien wählst du deine Projekte aus? 

Kennst du Aufräumen mit Marie Kondō, die Serie auf Netflix?

Na klar.

Das ist mein Kriterium: „If it sparks joy“ – Dann mache ich es.

Wie hast du die letzten vier Jahre verbracht? 

Als ich zu Hause war habe ich viel Netflix geschaut.

War es danach schwer, wieder in Form zu kommen? Die Dreharbeiten waren körperlich bestimmt sehr anstrengend. 

Ja, es war definitiv schwer. Aber ich hatte so viel Hilfe, so viele Stuntleute, die mich unterstützten, mich trainierten und mir beibrachten, wie man kämpft. Das war unglaublich. Ein ehemaliges Mitglied der Delta Force hat mich jeden Tag am Set bei jeder Szene begleitete und mir Tipps gegeben, wie ich mich verhalten soll. Er hatte tolle Ideen, die nicht im Drehbuch standen. Zum Beispiel, dass man immer Skittles bei sich haben sollte, weil das eine gute Energiequelle ist. Und als Six sich im Film schlafen legen sollte, in einer Art Zugwaggon, habe ich ihn gefragt: „Was würdest du in der Situation tun?“ Und er sagte: „Ich würde meine Schnürsenkel an die Tür binden. Wenn jemand reinkommt, weckt er dich auf.“ Diese Sachen kann man sich nicht einfach ausdenken. Das kommt mit Erfahrung.

Die Action in The Gray Man ist spektakulär. Was hat dich von der Figur Sierra Six überzeugt?

Ich liebe ihn dafür, dass er nicht aufgibt. Egal, welche Hindernisse ihm in den Weg gelegt wurden, irgendwie schafft Six es, durchzuhalten. Das hat mich inspiriert. Ich meine, er fällt aus einem Flugzeug ohne Fallschirm. Und er hat immer noch die Hoffnung, dass er da irgendwie lebend rauskommt. Ihn beschreibt die Zeile in Dumm und Dümmer gut: „Sie sagen also, es gibt eine Chance…“

Der Auftragskiller Six und die Agentin Dani Miranda sind im Film ein Team. Aber es gibt keine wirkliche Zuneigung füreinander. Weder echte Freundschaft noch eine Romanze...

Ehrlich gesagt, dafür war auch keine Zeit. Der Film spielt sich innerhalb von ein paar Tagen ab, und es geht um Leben und Tod. Es ist eine andere Art von Bindung, die die beiden haben. Ich habe ihre Dynamik wirklich geschätzt. Das ist eine andere Art von Beziehung. Und es ist interessant, sie zu erforschen.

Hast du als Kind eigentlich mehr mit Barbiepuppen oder mit Actionfiguren gespielt?

Tja, ich habe mit Actionfiguren gespielt!

Bösewicht Lloyd bezeichnet Six im Film als Ken-Puppe. Stand das im Drehbuch?

Das stand nicht im Drehbuch. Ich glaube, man konnte wohl meine Kenergie fühlen.

Wie verbringst du deine freien Tage? Du hast ja vermutlich auch deine ganze Familie dabei. 

Das stimmt. Ich bin in erster Linie ein Vater und die Filme geben uns die Möglichkeit, alle zusammen an diese wundervollen Orte zu reisen. Es gab einen lustigen Moment, als wir die Szene auf dem Prager Platz gedreht haben und ich mit Handschellen an die Bank gefesselt war und all diese Explosionen losgingen. Mein Telefon fing an zu klingeln und ich ging hinter der Bank mit meiner freien Hand ran. Es war Eva und sie fragte: „Wie lange dauert das noch? Wie lange werden diese Explosionen noch andauern? Die Mädchen haben in einer Stunde Zoom-Unterricht.“ Wir haben in einem Hotel in der Nähe gewohnt, sie konnten also alles hören.

Sind deine Kinder beeindruckt von dem, was du tust? 

Sagen wir mal so: Als wir zusammen in Frankreich waren, haben wir uns den Louvre und all diese beeindruckenden Dinge angeschaut. Wenn ich sie jetzt fragen würde, was sie in Frankreich am besten fanden, würden sie den Obstteller im Hotel nennen.

Wie wirst du sie an deinen Beruf heranführen? 

Barbie ist vielleicht der Weg, um das zu tun. Obwohl sie beim besten Willen nicht verstehen können, warum ich Ken spielen will –  weil niemand mit Ken spielt. Aber das ist der Grund, warum wir das machen müssen. Seine Geschichte muss erzählt werden!

Netflixwoche Redaktion

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