Flirten wie in Bridgerton: So angelt man sich Lords und Ladies

Die romantischste aller Epochen haben wir offensichtlich um rund zwei Jahrhunderte verpasst. So wirkt es zumindest in Filmen und Serien, die in der Regency-Ära spielen: Die jungen Menschen darin sind mit nichts beschäftigt, als der Suche nach der Liebe des Lebens.

Ganz so romantisch lief es im echten späten 18. Jahrhundert nicht ab. Die Hochzeit war keine Option, sondern eine Pflichtveranstaltung. Und es stand viel auf dem Spiel: Eine gute Partie konnte der ganzen Familie Reichtum und Macht verschaffen, die falsche dagegen das Leben ruinieren. Gar keine Hochzeit und man musste sich – zumindest als Frau – plötzlich im zarten Alter von 27 Jahren eine „alte Jungfer“ nennen lassen.

Kein Wunder also, wenn sich Anne Elliott (Dakota Johnson) in der neu verfilmten Jane-Austen-Geschichte Überredung eine Hochzeit mit Captain Wentworth ausreden lässt. Hochzeiten waren eine hochkomplizierte Angelegenheit und die ganze Familie hatte ein Mitspracherecht.

Aber wie landete man nun eine gute Partie? Wo musste man sich herumtreiben, um seinen persönlichen Mr. Darcy zu treffen – und was sollte man sagen, wenn er plötzlich auftaucht? Hier ist unser Flirt-Guide à la Jane Austen und Bridgerton.

Bitte im Kalender vermerken: Die Saison

Der Ort des Geschehens war London. Klar, geheiratet wurde auch im Rest des Landes, die sogenannte „Season“, also die Hochzeitssaison, fand aber in der Hauptstadt statt. Man kennt es aus Bridgerton: Junge Frauen und Männer von Rang und Namen reisen aus dem ganzen Königreich für einige Monate nach London, werden bei der amtierenden Monarchin vorstellig und danach geht es von einem rauschenden Fest zum nächsten. Immer mit dem Ziel, die Gunst der feierwütigen Gesellschaft zu erlangen.

Tatsächlich wurde die Vorstellung am Hof erst zu viktorianischen Zeiten gesellschaftliche Pflicht für Debütantinnen. In der Georgianischen Ära, in die das Regency fällt, war eine Audienz noch als besondere Ehrung zu verstehen.

Partys schwänzen ist verboten!

In Bridgerton scheint kein Abend ohne Event zu vergehen; beinahe zahm im Vergleich zur Wirklichkeit. Die Hochzeitssaison war vermutlich der Alptraum jedes introvertierten Menschens. Denn sie verlangte Socializing um jeden Preis. Auf den mittäglichen Besuch bei den Freund*innen folgte der Spaziergang im Park. Abends ging es ins Theater, danach auf einen Ball. Und dann auf noch einen. Das Motto: „Sehen und gesehen werden“ – wochenlang, jeden Tag.

Beim zehnten Mal in Folge wird auch der fröhlichste Tanzabend zur Qual.

Der Tanz war die vielleicht beste Option, potenzielle Ehepartner*innen kennenzulernen. Natürlich herrschte dort eine strenge Etikette. Die populärsten Ballsäle verlangten erst eine Bewerbung, bevor sie es jemandem gestatteten, das Tanzbein zu schwingen. Bekam man als Frau die Aufforderung zum Tanz von einem Mann, mit dem man nun wirklich nicht tanzen wollte, hatte man Pech: Lehnte eine Frau den Tanz ab, durfte sie für den Rest des Abends keinen anderen Tanzpartner mehr erhören. Bei einem scheußlichen Partner hieß es also: Augen zu und durch. Keine leichte Aufgabe, immerhin konnte ein einziger Tanz eine halbe Stunde lang dauern.

Und wie flirtete man nun?

Wenig überraschend gab es in Zeiten vor Apps wie Bumble unterschiedliche Erwartungen an das Verhalten von Männer und Frauen. Der Mann hatte das Gespräch zu initialisieren. Die Frau musste reagieren. Und weil das Flirten auch damals schon schnell zu einer einzigen Peinlichkeit werden konnte, und nicht jeder so wortgewandt ist, wie der Herzog in Bridgerton („Ich brenne für dich“), gab es hilfreiche Bücher. Der Neue Ratgeber für Verliebte (orig. The lover's new guide) oder Die Zunge des verliebten Kavaliers, gespickt mit goldenen Ausdrücken (orig. The Amorous Gallant's Tongue Tipped with Golden Expressions) boten Flirt-Anfängern Hilfe mit den besten Anmachsprüchen und Erwiderungen.

Hier ein paar ausgewählte Vorschläge für Herren, die ihrer Herzensdame den Hof machen möchten:

Schritt eins: Die Schönheit preisen  

„Schönste aller deines Geschlechts, erobert von deinen strahlenden Augen komme ich, um mein gefangenes Herz als Opfer zu deinen Füßen zu legen.”

Schritt zwei: Unbedingt erwähnen, wie reich man ist

„Liebstes Mädchen, seid versichert, dass ich mein Vermögen, so groß es auch ist, wenn es zehnmal so groß wäre, es euch mit Stolz zu Füßen legen würde."

Schritt drei: ...Vielleicht besser nur, wenn alle Stricke reißen

„Der Duft deines süßen Atems sagt mir, dass deine Mutter sich von Rosen ernährte, als sie schwanger mit dir war!”

Wenn Mr. Elliot also in Überredung versucht, Anne mit einem Hinweis auf sein Vermögen zu beeindrucken (“Und vergessen Sie nicht reich!”), dann war das ein durchaus anerkannter Weg, die Frau seiner Träume zu umgarnen.

Wer seine Chancen im Dating-Game tatsächlich erhöhen möchte, sollte sich vielleicht besser an Simon Basset (Bridgerton) halten: „Eine schöne Frau zu treffen ist eine Sache, aber deine beste Freundin in der schönsten aller Frauen zu treffen, ist etwas ganz anderes.” Ein Garant für schmelzende Herzen!

Es scheint nicht so gut zu laufen. Hätte er mal angedeutet, dass Annes Mutter Rosenblüten in der Schwangerschaft verspeiste!

Wie reagiert eine Dame auf so viele fragwürdige Komplimente?

Zum Beispiel mit Unterwürfigkeit:

„Ihre Begehrlichkeiten sind so ehrenwert, dass ich mich nicht weit genug herablassen kann, um sie zu erfüllen.”

Im Zweifelsfall kann man das größte aller Komplimente hervorzaubern. Den Vergleich des Angebeteten mit Schlaf: 

„Der Schlaf kann einem müden Reisenden nicht willkommener sein, als Ihr es für mich jemals sein werdet.”

Ist ein Verehrer schließlich zu aufdringlich, kann man ihn auf diese Weise in die Schranken weisen:

„Sir, ich muss Ihnen sagen, dass ich Ihre niederen Wünsche hasse und auch Sie, während Sie sie verfolgen.”

Zeitlos und nützlich!

Netflixwoche Redaktion

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