Das Rätsel um MH370: Wie konnte ein Flugzeug verschwinden?

Es läuft alles nach Plan an diesem 8. März 2014. Die Nacht ist klar und ruhig, als Malaysia-Airlines-Flug 370 pünktlich um 00:44 Uhr in Kuala Lumpur abhebt und Richtung Peking fliegt. An Bord der Boeing 777 befinden sich 227 Passagiere und 12 Crewmitglieder. Ein Nachtflug. So wie viele andere auch. Routine.

Über dem Südchinesischen Meer steigt MH370 auf Reiseflughöhe. Die Anschnallzeichen erlöschen. Und im Cockpit verabschiedet sich der Pilot mit einem Funkspruch von der malaysischen Flugsicherung: „Gute Nacht, Malaysia 370“. Eigentlich müsste der Pilot sich jetzt bei der Flugsicherung in Vietnam melden. Doch das tut er nicht. 90 Sekunden nach seinem Funkspruch verschwindet Flug MH370 vom Radar.

Heute – neun Jahre später – wissen wir immer noch nicht, was mit Flug MH370 passiert ist. Trotz einer gigantischen Suchaktion, die sich Jahre hinzog, konnte das Hauptwrack von MH370 nicht gefunden werden. Mit MH370: Das verschwundene Flugzeug ist auf Netflix jetzt ein dreiteilige Doku-Serie über den Fall erschienen, der als eines der größten Rätsel in der Geschichte der Luftfahrt gilt. Oder wie ein Journalist in der Doku sagt: „Flugzeuge landen und Flugzeuge starten. Was Flugzeuge nicht tun, ist, sich einfach in Luft aufzulösen.“

„Eine Theorie muss stimmen.“

Über MH370 existieren viele Theorien und Verschwörungsmythen. Manche sagen: Der Pilot habe Suizid begangen – und die Passagiere und Crew-Mitglieder mit sich in den Tod gerissen. Andere glauben, dass russische Agenten das Flugzeug entführt haben, um von der Krim-Annexion abzulenken, die sich ebenfalls im Frühjahr 2014 ereignet hat. Und wieder andere denken, dass die USA das Flugzeug abgeschossen haben, weil sich an Bord US-amerikanische Kriegstechnologie befunden habe, die nach China geschmuggelt werden sollte. All das sind nur Vermutungen. Beweise gibt es nicht.

MH370: Das verschwundene Flugzeug stellt in jeder Folge eine dieser Theorien in den Mittelpunkt. Wissenschaftler*innen werden interviewt, Journalist*innen und Hinterbliebene. Manche Theorien klingen plausibel, andere absurd. „Aber eine davon“, sagt ein Journalist in der Doku, „muss stimmen.“

„Wir suchen nicht die Nadel. Wir wollen den Heuhaufen finden.“

Was sich an Bord von MH370 ereignet hat, nachdem die Maschine vom Radar verschwunden ist, wissen wir nicht. Doch die Auswertung von Militärradar- und Satellitendaten hat ergeben, dass das Flugzeug vermutlich eine scharfe Linkskurve geflogen ist und eine Art Zick-Zack-Route eingeschlagen hat, die es über die malaysische Halbinsel nach Süden geführt hat: auf den Indischen Ozean hinaus.

MH370: Das verschwundene Flugzeug: Die Boeing soll noch stundenlang auf den Indischen Ozean hinausgeflogen sein.

Expert*innen glauben, dass MH370 danach noch stundenlang weitergeflogen ist. Bis der Treibstoff ausging und die Maschine in den Ozean gestürzt ist. Wer das Flugzeug gesteuert hat: unklar.

Die vermutete Absturzstelle liegt zwischen dem Südwesten Australiens und der Antarktis. Ein riesiges Gebiet, viel größer als die USA. Über die Suchaktion sagt einer der Beteiligten in der Doku: „Wir suchen nicht die Nadel. Wir wollen den Heuhaufen finden.“

„Wir geben die Hoffnung nie auf.“

Bisher sind nur Wrackteile von MH370 aufgetaucht. Sie wurden unter anderem an die Küste von Ostafrika gespült. Doch: Viele Wrackteile können dem Flugzeug nicht eindeutig zugeordnet werden. Was oft fehlt, ist ein finaler Beweis. So wie eine Seriennummer.

Ein Wrackteil von MH370.

Gerade für die Hinterbliebenen ist es schrecklich, dass MH370 noch immer nicht gefunden wurde. Sie leiden unter der Ungewissheit. Und wollen ihre Familienangehörigen und Freunde endlich beerdigen können. In der Doku kommen viele von ihnen zu Wort. „Wir geben die Hoffnung nie auf“, sagt eine Frau, die ihren Mann verloren hat. „Wir verdienen die Wahrheit.“

Louise Malkinson, der Regisseurin von MH370: Das verschwundene Flugzeug, waren die Gespräche mit den Hinterbliebenen wichtig. In einem Interview mit The Guardian sagt sie: „In der Serie geht es nicht nur um das, was passiert ist. Sondern auch um die Menschen, die in den letzten neun Jahren darunter gelitten haben.“ Die größte Angst der Hinterbliebenen sei es, dass MH370 vergessen werde. Dass es nur ein tragisches Ereignis ist, an das sich bald niemand mehr erinnert.

Lennardt Loss, Netflixwoche

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