Warum die Barbie-Filme bis heute Kult sind

Kaum stechen die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Hügeln des Zauberwaldes hervor, umhüllt Odette (gespielt von Barbie) ein violett-glitzernder Nebel. In diesen magischen Schwaden verwandelt sich die  junge Bäckerstochter in einen Schwan. Ein bitterer Fluch, der ihr von einem Zauberer auferlegt wurde, als sie zum ersten Mal den Wald betrat. Wie ihr, ergeht es noch anderen Waldbewohner*innen.

Doch Odette lässt sich auch als Schwan nicht unterkriegen. Gemeinsam mit ihrer Einhornfreundin Lila sucht sie in der Trollbibliothek nach einem Buch, das ihnen dabei hilft, den Zauber zu brechen – das kann sie auch als Schwan. „Welches Regal wollen wir uns als nächstes vornehmen?“, fragt sie kurz nach der Verwandlung. „Wir werden das Buch finden, und wenn es den ganzen Tag dauern sollte!“

Die tapfere Odette aus dem 2003 erschienenen Zeichentrickfilm Barbie in: Schwanensee ist die dritte Filmrolle der wohl bekanntesten Puppe der Welt. Das Drehbuch bedient sich samt Musik und Tanz bei  Tschaikowskys Schwanensee. 

Barbie erzählt das Schwanen-Märchen zunächst ihrer kleinen Schwester Shelley, als diese im Ferienlager nicht schlafen kann. Wie auch in den Filmvorgängern Barbie in: der Nussknacker (2001) und Barbie als Rapunzel (2002) will Barbie damit ihre kleine Schwester beruhigen, inspirieren und ermutigen. In die Hauptrollen schlüpfen die Puppen selbst: Barbie, Ken, Shelly und ihre Freund*innen.

Barbie in den Netflix-Charts

Obwohl die Geschichte schon tausendfach erzählt wurde, schaffte es die Barbie-Version auf Millionen von Bildschirmen weltweit. Eine Erfolgsgeschichte, wie auch ein Blick auf die Netflix-Charts zeigt.

Eine Szene aus Barbie in: Schwanensee: Die kleinen Elfen verwandeln sich langsam in Tiere.

Hochkultur gepaart mit animierter Unterhaltung ist pädagogisch wertvoll, urteilen Filmkritiker*innen gerne. Tech-Nerds verweisen auf die innovative, computerspielähnliche Darstellung. Und Barbie-Fans wissen: Die Puppe appelliert wie keine andere an Selbstvertrauen, Freundschaft und Kreativität. Denn das hat sie schon lange vor ihrer Filmkarriere getan.

Aus der Bild-Zeitung in die Welt: Wie wurde Barbie geschaffen?

Das Licht der Welt erblickte Barbie am 9. März 1959. An jenem Tag wurde sie bei einer Spielzeugmesse vom Spielzeug-Produzenten Mattel in den USA vorgestellt – inspiriert von einer europäischen Puppe, deren Idee wiederum vom Lilli-Comic aus der deutschen Bild-Zeitung stammt.

Mattel-Chefin Ruth Handler wollte mit Barbie ein Model für ihre Tochter Barbara schaffen, das sie beliebig oft anziehen und frisieren konnte. Ein Vorhaben, das zum Kinderzimmer-Hit wurde und unzählige Variationen mit sich brachte. Die weiße Puppe mit blonden Haaren und einer extrem dünnen Taille gilt heute als bekannteste und meist verfilmte Puppenfigur der Welt. Und Barbie gibt es mittlerweile längst auch in anderen Konfektionsgrößen, Haut- und Haarfarben sowie mit mobilen Beeinträchtigungen.

Daniel (gespielt von Ken) ist in der Schwanensee-Verfilmung Odettes (Barbie) Freund.

Um Barbie herum schuf Mattel schnell eine eigene Welt mit Häusern, Autos, Tieren. Barbie emanzipierte sich, raus aus dem Beauty-Salon, rein in eine Welt, die es selbst zu gestalten galt. Die Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen, erschienen grenzenlos. Jede neue Barbie-Version regte dazu an: Barbie als Pilotin, Tierärztin, Präsidentin. War früher die Frau noch Hausfrau und Mutter, verkörperte Barbie nun das Bild einer selbständigen und selbstbewussten Frau. Einer, die immer mehr Freund*innen an ihrer Seite hatte. Oder wie die amerikanische Feministin Susan Shapiro einmal treffend sagte: „Weibliche Begleitung war unerlässlich, ein Mangel an Männern ruinierte keine Party. Mit Ken als einzigen Mann, habe ich den GI Joe meiner Brüder für Doppeldates mit Midge gestohlen.“

Von der Blondine zur Plus-Size-Puppe

Es gibt aber auch reichlich Kritik an Barbie und ihrer Darstellung: zu dünn, zu mädchenhaft, zu perfekt, heißt es oft. Die feministische US-Autorin Jill Filipovic schrieb: „Barbie ist eine buchstäblich objektivierte Frau, keine Superheldin oder Actionfigur, sondern eine Plastikdame, die bemerkenswert ist, weil sie hübsch ist.“

Mattel hat darauf mehr und mehr reagiert. Zum Weltfrauentag am 8. März 2018 wurde eine Serie von 19 inspirierenden Frauen vorgestellt. Dazu gehören Nasa-Physikerin Katherine Johnson, Fechterin Ibtihaj Muhammad und Plus-Size-Model Ashley Graham.

Das mediale Angebot wurde mit den Jahren ebenso breiter: Waren es 2003 noch drei Barbie-Filme, sind in Deutschland heute 41 Veröffentlichungen abrufbar, zu denen auch Serien und sogar Vlogs gehören. Letzteres beschäftigt sich mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit. Auf Netflix ist wiederum ein interaktives Special erschienen mit dem Titel Barbie – Ein sagenhafter Roadtrip. Zuschauer*innen können dabei entscheiden, ob sie mehr der Freundin oder Ken trauen, wenn es um die richtige Abzweigung auf der Autobahn (oder im Leben) geht.

Barbie-Filme feiern das Frausein

Die Barbie-Filme ermutigen junge Mädchen, schreibt Meghan Dillon im US-Magazin Evie. Die ersten drei würden dabei besonders die Schönheit der Weiblichkeit einfangen und Mädchen bestärken, sich selbst treu zu bleiben und Abenteuer anzunehmen.

Im Film Barbie in: Schwanensee kämpft Odette mit ihrer Einhornfreundin gegen alle Fallen des bösen Zauberers an. Prinz Daniel (gespielt von Ken) trifft sie dabei ebenfalls, doch letztlich rettet sie ihn – in einem weißen, glitzernden Federkleid. Mit dem Vertrauen in Liebe und Freundschaft. „Was gibt mehr Kraft als das?“, fragt Evie-Autorin Dillon.

Darauf hat wohl nicht mal ein sprechendes Einhorn eine Antwort.

Alle Filme und Serien mit Barbie auf Netflix

Netflixwoche Redaktion

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.